Home-Office geht anders - Titel

Diese Form von Home-Office ist: alles andere als normal!

Home-Office und verteiltes Arbeiten wird schon lange diskutiert. Und trotz der vielen Vorteile, die das verteilte Arbeiten und das Arbeiten aus dem Home-Office bieten, waren viele Unternehmen nicht vorbereitet auf diese plötzliche, durch Corona ausgelöste Umstellung. Überall im Netz und in den Printmedien sind jetzt Ratgeber und Leitfäden für das erfolgreiche Arbeiten im Home-Office zu finden. Doch ist die Situation, die wir derzeit vorfinden überhaupt vergleichbar mit der normalen Praxis? Oder hat uns die VUCA-Welt mal wieder die volle Ladung Komplexität gegönnt, in der Best und Good Practice alleine eben nicht mehr helfen?

Das Arbeit­en von zu Hause ist derzeit sehr pop­ulär – und das auch zu Recht. #stay­home und #stay­healthy sind die Hash­tags, die derzeit dazu führen sollen, die Kurve der Neuin­fek­tion abzu­flachen. Zum Eigen­schutz und zum Schutz ander­er bleiben wir teil­weise frei­willig oder auch gezwun­gener­maßen zu Hause. Und wenn das eigene Unternehmen nicht ger­ade Kurzarbeit ange­ord­net hat, wird ver­sucht, den Betrieb von Essz­im­mer­tisch, vom Sofa oder im Ide­al­falle vom Schreibtisch aus am Laufen zu halten.

Plöt­zlich arbeit­en alle vom „Home-Office“ aus und es wer­den Stim­men laut, die sich freuen, dass jet­zt endlich das geschafft ist, wofür sie lang gekämpft haben. Coro­na macht New Work und Home-Office endlich möglich! Die Coro­na-Krise als der Heils­bringer für das verteilte Arbeit­en? Viele frohlock­en schon, dass sich das Arbeit­en nach der Krise maßge­blich verän­dert haben wird. Und ja, sich­er wird es Verän­derun­gen geben – doch die Frage bleibt: sind es wirk­lich die Verän­derun­gen, die wir wollen?

Es ist auch richtig, dass Men­schen manch­mal sozusagen in das kalte Wass­er gestoßen wer­den müssen, um das Schwim­men zu ler­nen. Doch in dem Falle ist es immer gut, wenn jemand da ist und im Ern­st­fall für eine Ret­tung sorgt.

getNext IT lebt das ortsunabhängige Arbeiten

Bei get­Next IT find­en wir verteiltes, ort­sun­ab­hängiges Arbeit­en, remote Arbeit und New Work nicht nur gut, wir leben es sog­ar – auch schon vor Coro­na. Die Entschei­dung tre­f­fen zu kön­nen, von wo wir an welchem Tag arbeit­en, ist wirk­lich hil­fre­ich und motivierend. Die Chance, an einem inter­es­san­ten Ort Worka­tion zu machen, ist großar­tig und führt stets zu super Ergebnissen.

Doch wir wis­sen auch, wie viel Diszi­plin es erfordert, wie wichtig die richtige Kom­mu­nika­tion, das richtige Mind­set im Umgang miteinan­der und die entsprechende tech­nis­che Ausstat­tung für einen guten Ablauf sind. Die Sit­u­a­tion, in der sich viele Unternehmen und auch viele unser­er Kun­den ger­ade befind­en hat, wenig mit dem zu tun, was eigentlich unter verteil­tem Arbeit­en oder Home-Office ver­standen wird. Und es hat noch weniger mit New Work und der Moti­va­tion dahin­ter zu tun.

Home-Office: ein Mythos?

Schauen wir uns ein­mal den Mythos vom Home-Office an: nor­maler­weise ver­ste­ht man unter Büro einen extra Arbeit­splatz, der nach deutschem Recht sog­ar diversen Anforderun­gen entsprechen muss. Rein rechtlich müssen Unternehmen, die ihren Mitar­beit­ern das Arbeit­en aus dem Home-Office ges­tat­ten, sog­ar ein­mal über­prüfen, ob die Anforderun­gen erfüllt sind. Real­ität heute: die Mitar­beit­er arbeit­en am Esstisch und müssen sich diesen sog­ar noch mit dem Part­ner oder den anderen kleinen Co-Work­ern, die ja auch zu Hause sind, teilen. Oder sie ver­suchen, es sich auf dem Sofa mit dem Lap­top bequem zu machen – ein Traum, oder? Damit erfüllt sich genau das, worüber früher in Unternehmen Kol­le­gen immer wieder gewitzelt wurde: „Home-Office – du meinst, du sitzt auf dem Sofa und ´arbeitest‘?“ Das mag mal für einen Tag ganz schön sein, aber auf unbes­timmte Zeit den Arbeit­splatz „Sofa“ zu nutzen, ist eher wenig befriedi­gend. Fakt ist, dass sich­er nun bei einem Teil der Leute, die jet­zt von zu Hause arbeit­en, wir nicht über Home-Office sprechen können!

„Nor­maler­weise bin ich den ganzen Tag über alleine hier im Haus und habe meine Ruhe! Jet­zt sind ständig 7 Per­so­n­en hier und es ist ein­fach nur laut!…”

Wer von seinem Unternehmen schon vorher die Chance hat­te, im Home-Office zu arbeit­en, wird ger­ade ganz deut­lich den Unter­schied spüren, da die ganze Fam­i­lie auch zu Hause ist. Ein Bekan­nter, der schon seit vie­len Jahren im Home-Office arbeit­et, ist vol­lkom­men gen­ervt: „Nor­maler­weise bin ich den ganzen Tag über alleine hier im Haus und habe meine Ruhe! Jet­zt sind ständig 7 Per­so­n­en hier und es ist ein­fach nur laut! Ich kann mich nicht mehr richtig konzen­tri­eren, mein Fokus ist weg!“ Genau das ist ein wichtiger Punkt; viele nutzen das Home-Office, um Auf­gaben mal konzen­tri­ert und ungestört abar­beit­en zu kön­nen. Ist die ganze Fam­i­lie zu Hause, wird es unruhig. Und wer dann kein eigenes Büro hat, wo auch ein­mal die Tür geschlossen wer­den kann, sitzt im Zen­trum der Unruhe und soll da fokussiert arbeit­en. Auch das geht vielle­icht mal ein oder zwei Tage lang. Doch momen­tan stauen sich bei uns über­schüs­sige Energien, Frust und Angst an – nicht nur bei Kindern. Schon im Urlaub würde es einige Fam­i­lien und Paare an ihre Gren­zen führen, wären sie so lange nur auf sich angewiesen mit kein­er Möglichkeit, mal etwas zu unternehmen.

Diese „Kasernierung“ zusam­men mit den Unsicher­heits­fak­toren, wie lange das noch dauern wird, der Angst um die Gesund­heit und den Arbeit­splatz sowie der Umgewöh­nung stellen eine enorme Belas­tung für Mitar­beit­er dar. Ganz sich­er fühlt sich das nicht immer gut an! Gle­ichzeit­ig müssen Kol­le­gen, die ebendiese zusät­zlichen Her­aus­forderun­gen durch Home-School­ing und andauern­des Enter­tain­ment der Kinder meis­tern müssen, mit Kol­le­gen zusam­me­nar­beit­en, die davon frei sind. Ver­ständ­nis für die Sit­u­a­tion des Anderen ist dabei von großer Bedeu­tung, denn das, was wirk­lich leist­bar ist, wird stark variieren!

Und jet­zt ein­mal ein kom­biniertes Szenario: der Arbeit­splatz ist der Küchen­tisch, zwei Kids und ein Part­ner sind auch zu Hause und Sie haben eine Videokonferenz…versuchen Sie ein­mal, sich in diese Sit­u­a­tion hineinzu­ver­set­zen. Es wird sich­er klar, dass es sich falsch anfühlt, dies als das nor­male Home-Office zu glorifizieren!

Auch hat Home-Office in der Regel nichts mit Zwang zu tun, son­dern ist eine freie Wahl und eine Option – von bei­den Seit­en: für Mitar­beit­er wie für Arbeitgeber.

Home-Office: die freie Wahl

Wenn von New Work die Rede ist, dann wird in der Regel nicht zwangsläu­fig über das Home-Office gesprochen, son­dern über das Arbeit­en von wo auch immer — ort­sun­ab­hängig eben. Gemeint ist damit die Möglichkeit, sich seinen Arbeit­sort sel­ber wählen zu kön­nen: zu Hause, im Co-Work­ing-Space oder sog­ar von einem ganz anderen Ort auf der Welt zum Beispiel auf Worka­tion. Gemeint ist damit die Frei­heit entschei­den zu kön­nen, ob wir unsere Arbeit lieber im Büro ver­richt­en oder von woan­ders. Diese Wahl beste­ht im Moment nicht oder nur ganz eingeschränkt. Daher reden wir defin­i­tiv nicht von New Work! Und wir soll­ten uns auch fra­gen, ob wir das Home-Office so stark pro­moten, dass es zukün­ftig heißt: Büro oder Home-Office. Sich­er wäre das schon ein Fortschritt. Doch das Ziel sollte es eigentlich sein, dieses wesentlich flex­i­bler gestal­ten zu kön­nen – je nach­dem, was für die einzel­nen Mitar­beit­er hil­fre­ich ist und nicht das Home-Office zum zweit­en fix­en Arbeit­splatz zu ernennen.

Durch Home-Office als Unternehmen Geld sparen?

Und dann sind da die selb­st ernan­nten Experten für verteiltes Arbeit­en, die ein­fach noch ein­mal klarstellen, dass Unternehmen mit verteil­ten Teams ja auch Geld sparen kön­nen! Ja, fak­tisch betra­chtet, kann ein Unternehmen Geld sparen, wenn es keine oder weniger Büroflächen zur Ver­fü­gung stellen muss. Doch Obacht: gutes, verteiltes Arbeit­en braucht Mod­er­a­tion und Coach­ing! Unternehmen, die erfol­gre­ich verteilt arbeit­en, investieren viel Zeit und Geld darin, auch eine verteilte Unternehmen­skul­tur aufzubauen, zu leben und zu pfle­gen. Viele von ihnen tre­f­fen sich min­destens zweimal im Jahr für eine Woche, um gemein­sam zu disku­tieren, sich per­sön­lich ken­nen­zuler­nen und Spaß zu haben – alles organ­isiert und bezahlt durch das Unternehmen. Andere Fir­men, die verteilt arbeit­en, geben ihren Mitar­beit­ern die Frei­heit, sel­ber zu entschei­den, ob und wann sie mal zu einem anderen Kol­le­gen, mit dem sie ger­ade an einem Pro­jekt arbeit­en, reisen wollen. Und das Ganze, ohne es mit dem Vorge­set­zten abstim­men zu müssen!

Verteiltes Arbeit­en funk­tion­iert eben nur mit einem entsprechen­den Frei­heits­grad für die einzel­nen Mitar­beit­er, einem Unternehmen, das sich der Prob­leme und Her­aus­forderun­gen nicht nur bewusst ist, son­dern sie auch aktiv ange­ht und ein­er Kul­tur, die diese Form des Arbeit­ens auch unter­stützt. Ver­trauen, gegen­seit­iges Ver­ständ­nis und Empathie spie­len eine wichtige Rolle; die Moti­va­tion, verteiltes Arbeit­en nur einzuführen, um Geld zu sparen, ist gefährlich! Denn wer nur an das Sparen von Geld denkt, wird wahrschein­lich wenig Engage­ment entwick­eln, die nöti­gen Maß­nah­men zu ergreifen, um verteiltes Arbeit­en dauer­haft zu unter­stützen. Dazu gehören auch die tech­nis­che Ausstat­tung der Mitar­beit­er, die IT-Infra­struk­tur und mod­erne, automa­tisierte Prozesse.

Mach es richtig: dann klappt es auch mit dem Home-Office!

Faz­it: es ist gut, dass jet­zt so viele Unternehmen ihre Mitar­beit­er zum Arbeit­en nach Hause geschickt haben. Doch wir soll­ten uns davor hüten, dies als das „nor­male Home-Office“ zu feiern, denn es ist weit von der Nor­mal­ität ent­fer­nt. Und nur weil die Men­schen jet­zt von zu Hause arbeit­en, heißt das noch lange nicht, dass es auch funk­tion­iert! Gle­ichzeit­ig muss uns bewusst sein, dass die Men­schen zum Teil psy­chisch sehr stark unter der Sit­u­a­tion lei­den. Was wir jet­zt brauchen ist Ver­ständ­nis füreinan­der und Unter­stützung. Wir dür­fen die Men­schen in den verteil­ten Teams jet­zt nicht vergessen, son­dern soll­ten ihnen die Unter­stützung geben, die sie jet­zt brauchen. Um gle­ichzeit­ig die Belas­tung durch die Unsicher­heit in Bezug auf die Arbeit nicht noch zu ver­größern, hil­ft Trans­parenz enorm – ganz beson­ders auch von der Führung in Rich­tung Mitarbeiter.

Die Kom­mu­nika­tion am Laufen zu hal­ten, ist eine wichtige Führungsauf­gabe. Gle­ichzeit­ig soll­ten Teams und Führungskräfte offen und trans­par­ent über ihre Erwartun­gen aneinan­der sprechen und abgle­ichen, derzeit beson­ders auch unter Berück­sich­ti­gung der indi­vidu­ellen Umstände. Das schafft die Basis für ein ver­trauensvolles Miteinan­der. Expliz­it ist hier immer bess­er als impliz­it! Und manch­mal ist es eben auch sin­nvoll, dem Team einen Coach als Profi an die Seite zu stellen, der helfen kann, schwierige Sit­u­a­tio­nen zu bewälti­gen, Lösun­gen zu find­en und sich um die Men­schen selb­st zu küm­mern. Dies ist beson­ders hil­fre­ich, wenn auch die Führungskraft mit dieser Form des Arbeit­ens noch nicht ver­traut ist. Verteiltes Arbeit­en ist eine coole Sache und kann echt motivierend sein – wenn es richtig gemacht wird! Daher soll­ten wir die Dinge jet­zt so benen­nen wie sie sind: Es ist zwar Arbeit­en von zu Hause in verteil­ten Teams, aber mit erschw­erten Anforderun­gen! Und daher müssen wir uns um die Teams und um die Men­schen küm­mern, damit sie diese beson­deren Her­aus­forderun­gen bewälti­gen können.

Signature Sabine Wojcieszak